Caesar und Dumnorix - ein Rollenspiel

nach Caesar, de bello Gallico, 1. Buch.

1. Szene: Versammlung der Fürsten der Haeduer

Ort: Caesars Zelt im Lager

Beteiligte:

Caesar

principes:

legati

Liscus

interpretes

Diviciacus

custodes

Dumnorix (?)


1. Caesar spricht, macht Vorwürfe. Der Rest schweigt lange.

„Ich habe euch zusammengerufen, weil ihr kein Getreide liefert.

Dabei habt ihr mir das doch versprochen.

Meine Schiffe sind ja auf der Rhone und Saone unterwegs.

Ich bin nicht 100% auf euch angewiesen.

Aber trotzdem brauchen meine Leute was zu essen.

Dabei mache ich das Ganze doch nur euretwegen, denn ihr habt mich dazu gedrängt.

Wie rechtfertigt ihr das, dass ich das Getreide nicht bekomme?“

(Pause, alle schweigen.)

„Will keiner von euch dazu Stellung nehmen?“

(Pause)

2. Liscus spricht.

„Es gibt einige Leute bei uns Haeduern, die mehr Einfluss haben als wir Politiker.

Mit grossen Geschenken beschaffen sie sich viel Einfluss und Ansehen bei der Bevölkerung.

Sie reden den Leuten ein, dass Ihr Römer nach den Helvetiern auch uns unterjocht.

Meine Freunde und ich können wenig ausrichten.“

3. Caesar erklärt die Versammlung für beendet, und alle gehen.

„Die Versammlung ist beendet!“

4. Er hält Liscus zurück.

„Liscus, auf ein Wort!“

5. Liscus spricht / verrät die anderen.

„Ja, es ist Dumnorix. Um den geht es. Er ist beim Volk sehr beliebt, er ist clever und raffiniert. Er will an die Macht. Jedes Jahr hat er sich bislang die Steuereinnahmen unter den Nagel gerissen, keiner wagt dagegen zu bieten. Er hat eigene Bodyguards zu Pferde. Nach dem Tod seines Vaters hat er seine Mutter einem reichen und vornehmen Mann aus dem Volk der Biturigen zur Frau gegeben, eine Stiefschwester und andere weibliche Verwandte hat er in allen möglichen Nachbarvölker verkuppelt; er selber hat eine Helvetierin zur Frau. Er hasst Dich und alle anderen Römer, weil ihr – so meint er – seinen Einfluss vermindern und seinen Bruder Diviciacus an die Macht bringen wollt. -

Und hast Du Dich nicht gewundert über das Malheur mit den Reitern vor ein paar Tagen?“

Caesar: „In der Tat!“

Liscus: „Das war kein Zufall! Dumnorix ist doch der Chef. Als die ersten helvetischen Reiter im Wald auftauchten, machten er und seine Leute auf der Hacke kehrt und flohen. Die anderen, die das nicht oder nicht so schnell mitbekamen, sahen sich auf einmal allein gelassen, ohne Kommandeur und ohne Hilfe. Deswegen gab es so viele Tote – nicht weil jemand einen falschen Befehl gegeben hätte.“

2. Szene: Versicherung, dass die Informationen stimmen

Ort: Caesars Zelt im Lager

Beteiligte:

Caesar

principes

interpretes


1. Caesar lässt einige Fürsten holen, um sich der Informationen zu versichern.

Caesar: „Männer ! Was ist neulich bei diesem Reitergefecht passiert ? Wieso hatten wir so viele Tote ? Es waren doch schliesslich Eure Gefolgsleute ! Habt ihr Euch keine Gedanken gemacht ?“

2. Die Fürsten bestätigen die Informationen.

Princeps1: „ Ja, doch, grosser Caesar. Wir wundern uns auch – oder auch nicht. Wir wissen schliesslich, wer der Kommandeur war – Dumnorix!“

Princeps2: „ Ja, genau dieser Dumnorix, den Du, Caesar, zum Kommandanten gemacht hast ! Er ist ein Wolf im Schafspelz. Er hasst Dich, Caesar, und tut alles, um Dir und Rom zu schaden!“

Caesar: „Wie das ?“

Princeps3: „Sobald er die ersten Helvetier sah, hat er sich mit seinen Reitern, die nur ihm allein gehorchen, verdrückt – und die anderen, die das alles nicht durchschauten, im Regen stehen lassen. Er hat die Toten auf dem Gewissen, unsere Freunde und Kameraden !“

Caesar: „Das ist ja unglaublich! Der gehört gehenkt!“

Princeps4: „Und es kommt noch schlimmer: Er wiegelt die Haeduer mit Geld gegen Dich auf. Was meinst du wohl: Warum kommen die Haeduer mit dem Getreide nicht über? Dumnorix ! Er boykottiert die Lieferungen ! Er kauft seit Jahren unsere Steuereinnahmen zu einem Spottpreis auf. Er hat überall seine Leute sitzen, er hat seine verwitwete Mutter und seine Schwestern an Ausländer verschachert. Er hat doch auch den Durchmarsch der Helvetier durch das Sequanergebiet eingefädelt, und das alles ohne unser Wissen – und wir sind doch der Ältestenrat. Ihm stinkt es gewaltig, dass sein Bruder Diviciacus bei Dir ein und aus geht. Dumnorix ist nur deshalb in deinem Lager, damit er alles mitbekommt – und verraten kann!“

Caesar: „Ich bin völlig überrascht von dieser unglaublichen Hinterhältigkeit. Mir hat es die Sprache verschlagen. Mit Eurer Zustimmung werde ich mit brutalstmöglicher Härte gegen Dumnorix vorgehen!“

3. Szene: Gespräch mit Diviciacus

Ort: Caesars Zelt im Lager

Beteiligte:

Caesar

Diviciacus

interpretes


Troucillus


1. Er schickt die Übersetzer weg und lässt nur den Übersetzer Troucillus holen.

Caesar: „Dolmetscher! Verlasst das Zelt und bringt mir den Caius Valerius Troucillus!“

2. Troucillus kommt herein.

Caesar: „ Caius Valerius, sei gegrüsst! Du bist ein Fürst aus dem Delta des Rhodanus und mir treu ergeben. Ich brauche deine Hilfe als Dolmetscher.“

Troucillus: „Gerne übersetze ich für dich, Caesar.“

Caesar: „Was du hören wirst, ist streng geheim. Kein Sterbenswörtchen nach aussen!“

Troucillus: „Selbstverständlich, Caesar!“

3. Caesar lässt Diviciacus holen.

Caesar: „Diviciacus ! Du bist ein Freund Roms. Nichtsdestotrotz muss ich mit dir ein ernstes Wort reden. Es geht um deinen Bruder Dumnorix. Ich will nicht alles aufzählen, was ich über ihn in Erfahrung gebracht habe. Es reicht aus, um ihn mit dem Schwert hinzurichten. Du bist zuverlässig, mit einem geraden Sinn und Augenmass. Was soll ich tun? Soll ich ihn zum Tode verurteilen?“

Diviciacus (weinend): „Ja, Caesar, ich weiss: mein jüngerer Bruder hat schwere Fehler gemacht. Es ist wahr, was über ihn erzählt wird. Und – glaube mir – niemanden schmerzt das mehr als mich, seinen älteren Bruder. Er, der junge Heisssporn, verdirbt mir meinen ganzen Kredit in Gallien. Und dennoch: wenn du ihn hinrichtest, wird ganz Gallien glauben, dass das nicht gegen meinen Willen passiert ist. Sei nicht grausam – ich flehe dich an!“

4. Szene: Gespräch mit Dumnorix


Ort: Caesars Zelt im Lager

Beteiligte:

Caesar

Diviciacus

Troucillus

Dumnorix

custodes


1. Gespräch mit Dumnorix

Caesar: „Dumnorix! Leugnen ist zwecklos! Ich weiss alles über deine Machenschaften: Die verzögerten Getreidelieferungen, deine Fahnenflucht bei dem Reitergefecht, deine Hetzreden auf die Römer usw. Das alles ist von deinen Landsleuten mehrfach bestätigt worden. Und darauf steht die Todesstrafe, die ich nach römischem Recht verhängen kann und verhängen werde. Morgen sollst du öffentlich enthauptet werden.“

Dumnorix schweigt.

Caesar: „Jedenfalls hätte ich als Gouverneur der Provincia Romana das Recht dazu. Aber wegen der Fürsprache deines ehrenwerten Bruders Diviciacus will ich Gnade vor Recht ergehen lassen. Ab sofort und bis auf weiteres stehst du unter Hausarrest!“

2. Custodes führen Dumnorix ab.

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