Ein außzug guter alter und new-| er Teutscher liedlein, einer rechten Teutschen art | auff allerley Instrumenten zu brauchen | außerlesen. | Getruckt zu Nürnberg bey | Johan Petreio anno MDXXXIX. |
Teil 1 der fünfteiligen Sammlung Forsters. Fundstelle: Bayerische Staatsbibliothek, Signatur 4 Mus.pr. 167; urn:nbn:de:bvb:12-bsb00031637-8.
ES sein in etlichen jaren, unter anderm gesang so bißher getruckt, mancherlei Teutsche Liederbüchlin außgangen, wie aber die zum teil seind, gib ichs denen, so auff dem gesang ein verstandt haben, zu bedencken. Damit ich aber viler büchlin und lieder uberhaben wer, hab ich nur für mich selbs gegenwertigen kleinen außzug Teutscher Liedlin, allenthalb lange zeit her zusamen getragen. Wiewol mich aber vil guter freund, und liebhaber der edlen Music, solche Liedlin in truck zu geben gebeten, welchs ich mich offt und dick gewidert, und abgeschlagen, ursach, dieweil solch liedlin zum meysten teil etwas alt, darumb sie dann bey vilen {die nicht ob sie gut, sonder ob sie new sein fragen} möchten gering geacht werden. Yedoch hab ich jnen solchs letztlich nit können abschlagen, Erstlich darum, daß der alten rechten Teutschen Componisten liedlin, so schier {wann ichs sagen dörfft, nach laut des sprichworts} noch am besten sein, sampt iren Meistern, welche zum meisten theil mit der Music aufferzogen, umbgangen, und ir leben damit beschlossen, gantz und gar vergessen. Und dargegen an ir statt, vil ungereumbter newer Composition gebraucht werden.
Zum andern, das ich dise ehrliche und liebliche kunst, bey den schlechten Musicis, so nicht allzeit gerüst, köstlich Muteten, Psalmen, oder der gleichen kunststück zu singen, möcht mit disen schlechten[8] Liedlin helffen erhalten und fürdern. Sonderlich dieweil bey allen frölichkeiten und kurtzweilen gebreuchlich, frische Teutsche lieder zu singen, oder auff den Instrumenten zu üben, durch welchs dann vil unnützes geschwetz, zu trincken, und andere laster verhindert werden, wie ich dann offt und dick von einem thewren man gehört, das er unter alten kurtzweilen, damit man die zeyt zu vertreiben fürher, kein Götlicher, ehrlicher und schönere wist, dann die edel Music. Ursach, das all andre kurtzweil, als spielen, fechten, springen, oder hiessen wie sie wolten, dahin gericht, das yeder vermeint dem andern vor zu sein, oder anzugewinnen. Darumb sich dann ein yeglicher befleißt, denen, damit er kurtzweiler, zu befortheilen, aus dem dann manch unrath entstünt. Aber die Music hat nichts anders fürhabens, dann das sie mit allem fleiß die einigkeit der stimmen hilfft erhalten, und aller mißhellung weret, wie dann ein yeglicher rechter Musicus bekennen wirt.
Es ist entlich mein meinung gewest, allein schlechte, alte, gute Teutsche Liedlin, so zu singen und allerley Instrumenten ser tüglich, mir zuhauff zu tragen, hindan gesetzt all grosse vermeinte künst, so etlich in schlechten Liedlin, wider all Liederische art suchen und fürgeben, so doch vil mer die einfeltig lieblichkeit {das höchst im gesang} solt gesucht werden. Ich mein aber nit die einfalt der anfangenden Schüler, dann die gar zu schlecht ist und zu einfeltig. Auch hab ich allein mit vieren, und nicht mer stimmen, und allein Teutsche Liedlin, und nicht dergleichen Chimeras[9], wie bißher zum teil gescheben, on allen fleiß zusamen geklaubt.
Das aber vil Liedlein hierin ln etlichen noten, anderst dan bißher getruckt, oder villeicht ire eygne Meyster gesetzt und gemacht haben, ist nicht wunder, ursach, das die Exemplaria, daraus ichs hin und wider geschriben, ser falsch gewesen, das ich mich auch offt verwundert, und zum dickermal gelacht, deren so solchen falschen gesang, für gerecht achteten, und sungen. Deshalb ichs dann manchs mal {damit sie gerecht weren} hab müssen endern. Das auch der recht Text nicht in allen Liedlin vorhanden, kan ich nit für, dan ich wol weiß, wie grossen fleiß ich lange zeit gehabt, das ich die rechten text der Liedlin bekommen möcht, hat aber nicht sein wöllen. Dieweil wir aber nicht der Text, sonder der Komposition halben, die Liedlin in truck gegeben, haben wir in die Liedlein, darunter wir kein text gehabt {damit sie nicht on text weren} andere text gemacht. Wiewol wir auch etlich text mit fleis, als die fast ser ungereumbt gewest, hinweg gethon, und andere darfür gemacht, welchs, dieweils kein todtsünd ist, achten wir, man werdts uns nicht verargen.
Damit auch vil an stimmens und umbwendens vermitten blib {zuvor aus wo man die Liedlein auff Instrumenten brauchen würd} haben wirs also zu trucken verordnet. Will hiemit solch Liedlein einem yeglichen so die edel und lieblich Music lieb hat, befolhen haben, und wo wir das spüren, sollen kurtzlich einer andern art, schöne Teutsche Liedlein, und etwas bessers hernach volgen.
(Die Fassung von 1552 bei SCHWAB)
Liedanfang |
# |
Verfasser |
Ach B. nit brich |
54 |
|
Ach edler hort |
117 |
Paul Hofhaimer[10] |
Ach edles N |
37 |
Erasmus Lapicida[11] |
Ach hertzigs hertz |
7 |
|
Ach hertzigs M. |
126 |
|
Ach hochste zir |
14 |
Laurenz Lemlin[12] |
Ach höchster hort / vernim |
55 |
Laurenz Lemlin |
Ach höchster hort du edles blut |
45 |
|
Ach lieb mit leid |
97 |
Paul Hofhaimer |
Ach meydlein rein |
62 |
Wolfgang Grefinger[13] |
Ach unfal groß[14] |
83 |
Martin Wolff[15] |
Ach unfals neid |
39 |
Martin Wolff |
Ainiges hertz |
17 |
|
Als ich nun hab vernommen |
38 |
|
An dich auff erd |
12 |
|
Artlich und schon[16] |
23 |
Caspar Bohemus[17] |
Aus grundt / verwundt |
70 |
|
Der hund mir vor dem licht |
44 |
|
Der mey will sich mit gunsten |
47 |
Laurenz Lemlin |
Des spilens ich gar kein glück |
89 |
Laurenz Lemlin |
Dich als mich selbst |
1 |
|
Die mich erfrewt |
2 |
Erasmus Lapicida |
Die weil umb sunst |
120 |
Georg Forster |
Ein A. freundtlich |
94 |
Georg Forster |
Ein beumlein zart |
27 |
Laurenz Lemlin |
Ein meidlein sagt mir freundlich zu |
25 |
Machinger[18] |
Ein wächter gut |
32 |
|
Elend ich rieff |
100 |
Arnold von Bruck[19] |
Elend pringt pein |
92 |
Benedict Ducis[20] |
Entlaubet ist der walde |
61 |
Thomas Stoltzer[21] |
Eren werdt / auff erdt |
107 |
|
Erkennen thu mein traurigs gmüt |
81 |
Heinrich Isaac[22] |
Ernstliche klag / für ich all tag |
112 |
Laurenz Lemlin |
Erst wirdt erfrewt |
75 |
Thomas Stoltzer |
Erweckt hat mir |
6 |
Georg Forster |
Es dringt do her |
5 |
Thomas Stoltzer |
Es hat sein gestalt |
11 |
Georg Blanckmüller[23] |
Es ist ein frag |
3 |
Laurenz Lemlin |
Es ist gemacht[24] |
99 |
Wolfgang Grefinger |
Es lebt mein hertz |
96 |
Erasmus Lapicida |
Es müt vil leut |
80 |
Thomas Stoltzer |
Ey wie so gar freundtlich |
101 |
|
Fraw ich bin euch von hertzen hold |
22 |
Gregor Peschin[25] |
Freud ich offt mach |
56 |
|
Freundtliche zir |
74 |
Martin Wolff |
Freundtlicher gruß / mit |
68 |
|
Freundtlicher gruß zu aller stundt |
77 |
|
Gar wunderlich |
21 |
|
Ge wie es wöll |
73 |
Martin Wolff |
Gesell wiß urlaub |
20 |
Matthias Eckel[26] |
Glück mit der zeit |
41 |
Martin Wolff |
Glück wider stell |
9 |
Georg Forster |
Gut ding muß haben weil |
115 |
Erasmus Lapicida |
Hertzliebstes bild |
63 |
Paul Hofhaimer |
Ich armer klag |
28 |
Laurenz Lemlin |
Ich beut dir da |
118 |
Martin Wolff |
Ich bin versagt |
40 |
|
Ich gewartz noch gut |
116 |
Laurenz Lemlin |
Ich hab heimlich |
49 |
Paul Hofhaimer |
Ich habs gewagt hertzliebste meidt |
16 |
Georg Forster |
Ich hoff es sey vast wol müglich |
122 |
Erasmus Lapicida |
Ich klag / den tag |
33 |
Thomas Stoltzer |
Ich klag und rew |
84 |
Paul Hofhaimer |
Ich rew und klag |
121 |
Georg Brack[27] |
Ich setz dahin |
88 |
|
Ich stell leicht ab |
18 |
Wolfgang Grefinger |
Ich weis ein hüpsches frewelein |
10 |
|
Ich weiß nit wie ichs halten sol |
106 |
Heinrich Eitelwein[28] |
Ietz manchen tag |
90 |
Johann Leopold von Langenau[29] |
In liebes brunst |
76 |
|
Irs gleichen lebt |
65 |
Thomas Stoltzer |
Isbruck ich muß dich lassen |
36 |
Heinrich Isaac |
Kein ding auff erd |
79 |
|
Kein freud auff erd |
114 |
Georg Forster |
Kundschafft mit dir |
87 |
Paul Hofhaimer |
Mag ich hertzlieb erwerben dich |
60 |
Ludwig Senfl |
Mag ich unglück nit widerstan |
51 |
Caspar Bohemus |
Mag ich unglück nit widerstan |
102 |
Ludwig Senfl |
Mag ich zuflucht |
113 |
Gregor Peschin |
Man sicht nun wol |
64 |
|
Man sicht nun wol |
69 |
Thomas Stoltzer |
Mars dein gefert |
50 |
Johann Frosch |
Mas zucht verstant |
111 |
Ludwig Senfl |
Mein einigs A. |
29 |
Paul Hofhaimer |
Mein fleiß und müe |
105 |
Ludwig Senfl |
Mein gmüt und blüt |
85 |
Johann Wenck |
Mein hertz hat sich mit lieb verpflicht |
78 |
|
Mein höchste zir |
13 |
|
Meins trawrens ist |
91 |
Paul Hofhaimer |
Merck scheidens klag[30] |
26 |
Georg Blanckmüller |
Mich jamert ser |
93 |
Laurenz Lemlin |
Mich wundert ser |
124 |
|
Mit allem sin |
46 |
Heinrich Eitelwein |
Mit willen gern |
125 |
|
Mocht ich gunst han |
52 |
|
Nach willen dein |
43 |
Paul Hofhaimer |
Nicht lang an einen dantz ich sach |
58 |
Martin Wolff |
Nie grösser lieb |
109 |
Erasmus Lapicida |
Nun grüß dich Got mein feine |
71 |
Sixt Dietrich |
Nun grüß dich Got mein truserlein |
82 |
Sixt Dietrich |
O hertzigs S. |
127 |
Erasmus Lapicida |
O weiblich art |
108 |
Heinrich Isaac |
Oft wünsch ich dir[31] |
128 |
[Georg Bosch] |
On eer und gunst |
19 |
Georg Forster |
Pacientia muß ich han |
104 |
Ludwig Senfl |
Schwer langweilich ist mir mein zeyt |
98 |
Wolfgang Grefinger |
Sey klug / mit fug |
110 |
Johannes Fuchswild |
Sie ist der art |
57 |
Heinrich Eitelwein |
So ich hertz lieb |
8 |
Ludwig Senfl |
So wunsch ich dir ein gute nacht |
130 |
Martin Wolff |
Tag und nacht ich sicht |
59 |
Laurenz Lemlin |
Trostlicher lieb |
123 |
Paul Hofhaimer |
Unfal wil yetzund haben recht |
72 |
Martin Wolff |
Vergangen ist mir glück und heyl |
15 |
Georg Forster |
Vergebens ist all müe und kost |
53 |
Martin Wolff |
Vil freud nert mich |
67 |
Heinrich Eitelwein |
Vil haß und neid |
86 |
Martin Wolff |
Von edler art |
35 |
Georg Schönfelder |
Von hertzen gern |
95 |
Laurenz Lemlin |
Wann ich betracht |
31 |
|
Was ist die welt |
103 |
Ludwig Senfl |
Was nit sol sein[32] |
48 |
Rupert Unterholtzer |
Was wirt es doch |
24 |
Ludwig Senfl |
Wem gelt gebrist |
119 |
|
Wer edel ist |
4 |
Stefan Mahu |
Wer sehe dich für ein solche an |
129 |
Machinger |
Wie kumpts das mich |
34 |
Johann Leopold von Langenau |
Willig und trew |
42 |
Georg Forster |
Wol kumbt der mey |
66 |
Wolfgang Grefinger |
Zucht eer und lob jr wonet bey |
30 |
Paul Hofhaimer |
Discantus.
Ir Kneblein und ir Meidlein rein
Ewer stimlein schallen also fein
Den Discant lernent unbeschwert
Kein ander stimm euch zu gehört.<5>
![]() |
Altus.
Der Alte gehört Jung gesellen zu
Die lauffen auff und ab on rhw
Also ist auch des Altes weiß
Drumb lernet mich mit allem fleiß.<145>
Tenor.
Mein art und weiß in mittel maß
Gen andern stimmen ist mein straß
Die haben acht auff meine stimm
Den Mennern ich für andern zimm.<289>
Bassus.
Mein ampte ist im nidern stat
Drumb wer ein bstanden alter hat
Und brommet wie ein rauher Ber
Der komm zu meiner stimme her.<454>
[8] Hier und an den folgenden Stellen ist wohl das neuhochdeutsche „schlicht“ gemeint.
[9] Eine Chimäre ist ein Mischwesen der altgriechischen Mythologie, auch ein Trugbild.
[11] Erasmus Steinmetz: https://de.wikipedia.org/wiki/Erasmus_Lapicida
[14] Moderner Satz in (Eitner, Das alte deutsche mehrstimmige Lied und seine Meister, 1894, S. 19 ff)
[16] Moderner Satz in (Eitner, Das alte deutsche mehrstimmige Lied und seine Meister, 1894, S. 77 ff)
[17] Vielleicht Kaspar Behem: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119616424.html
[18] https://de.wikipedia.org/wiki/Beatus_Widmann auch: Machinger genannt.
[24] Moderner Satz in (Eitner, Das alte deutsche mehrstimmige Lied und seine Meister, 1894, S. 68 ff)
[28] ???
[30] Moderner Satz in (Eitner, Das alte deutsche mehrstimmige Lied und seine Meister, 1894, S. 74 ff)
[31] Moderner Satz in (Eitner, Das alte deutsche mehrstimmige Lied und seine Meister, 1894, S. 93 ff)
[32] Moderner Satz in (Eitner, Das alte deutsche mehrstimmige Lied und seine Meister, 1894, S. 96 ff)