Überblick aus Zeitungsartikeln
Irmgard Keun wurde 1905 in Berlin geboren und starb 1982 in Köln.
Ihr Leben war wie ein Roman: spannend, komisch, traurig und mit einem tragischen
Ende. Ihre acht Bücher waren Chroniken eines Lebens voller Schwierigkeiten und
Abenteuer. Sie hatte immer wie im Film in Glanz und Reichtum leben wollen. Statt dessen
geriet sie nach dem Krieg in Vergessenheit. Stärken und Schwächen mischten sich in
verblüffendem Ausma ss im Charakterbild der Irmgard Keun. Sie brachte einen neuen,
erfrischenden Ton in die erzählende Literatur der untergehenden
Weimarer Republik. Ihre Bücher waren voller Leben und
Humor, realitätsnah und mit einer gnadenlosen Beobachtungsschärfe. Irmgard Keun bewegte
sich so gekonnt jenseits aller Ideologien, da ss beide, Sozialisten wie Nazis, sie
ha ssten.
Die Nazis allerdings kamen an die Macht, und das bedeutete das Ende
einer vielversprechenden Karriere: Irmgard Keuns Bücher wurden verboten und standen als
Asphaltliteratur mit antideutscher Tendenz
auf der schwarzen Liste der Nazis, sie ging ins Exil und kehrte später illegal nach
Deutschland zurück. Die Nachkriegszeit war eine gro sse Enttäuschung für viele aus
dieser Generation. Es war eine Atmosphäre, die doch sehr bedrückend war und auch
die jüngeren Autoren dann zur Verzweiflung trieb. Auch Irmgard Keuns Tochter sah
dies ähnlich: Meine Mutter pa sste überhaupt nicht in die damalige
spie ssbürgerliche Gesellschaft. Eine emanzipierte, alleinerziehende Frau hatte es in der
Zeit nicht leicht. Irmgard Keun flüchtet sich in den Alkohol.
Es wird schwierig mit ihr umzugehen. Freunde, die ihr helfen wollen, wie z. B. Heinrich
Böll, verlieren die Geduld und ziehen sich zurück. Irmgard Keun ist einsam, erkrankt und
wird schlie sslich bis 1972 ins Landeskrankenhaus in Bonn eingewiesen.
Dort gelingt es ihr, sich irgendwie ihr eigenes Reich zu
schaffen. Der Raum war gefällt von ihr und dem, was sie umgab. Alles andere fiel
nicht auf. Auch nicht die Patientin, die neben ihr lag, berichtet Sigrid
Spiller, Ärztin im LKH. Wenige Jahre später wird Irmgard Keun wieder modern. Sie freut sich
über
das Geld, genie sst es, dieses mit vollen Händen auszugeben, aber sie lä sst sich nicht
blenden und macht sich keine gro ssen Hoffnungen, da ss dies lange andauern wird.
Von ihrem von der Öffentlichkeit erwarteten letzten Roman, der den Titel tragen sollte
"Kein Anschluss unter dieser Nummer" findet man nach ihrem Tod jedoch nicht eine Seite.
Quellen: Frankfurter Rundschau, Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Kölner Stadtanzeiger