1995 Aug 24 Stefan Barczak an N.F. [1]

Sehr geehrter Herr F[...]!

Ich habe mich gewundert, als ich einen dicken Brief aus Troisdorf erhalten habe.. Es sind schon 52 Jahre vergangen, und ich m�chte sehr gerne diesen Kontakt aufnehmen. [...]

Das einzige Dokument, das ich besitze, ist die Lohnsteuerkarte vom Jahr 1994/1996 [2] , Nr.18/007073, ausgestellt durch den B�rgermeister� Sch�nemann mit einem runden Stempel mit Hakenkreuz von dem Stadtdirektor Troisdorf.� [...]

[ Eine Entsch�digung habe er nicht erhalten, denn :] Weil ich aus dem Lager ausgerissen bin, konnte ich kein Datum meiner R�ckkehr nachweisen. [...]

In dieser Zeit [ d. i. 11. Jan. 1944 bis M�rz oder Mai 1944] a� ich Suppe aus getrockneten Kohlr�ben sowie getrocknetem Wei�kohl. Dazu bekam ich schwarzen Kaffee, denn Brot war Mangelware, denn es war ja Hungersnot. [...]

Dann war ich zu Hause versteckt bis zum Kriegsende.

Das Dorf hie� Rzadkwin, w�hrend der deutschen Besatzung hie� es Seedorf, im Kreis Bydgoszcz.

Ich bin 70 Jahre alt, verwitwet, denn meine Frau starb vor drei Jahren. Von Beruf bin ich Baumeister.

[...]

W�hrend meines Aufenthalts in Troisdorf arbeitete ich in den Kl�ckner-Werken in der Gie�erei, in welcher auch Russen, Holl�nder, Franzosen und Ukrainer arbeiteten. Kann mich noch gut an Kasia erinnern, ein h�bsches M�dchen, welches durch das K�chenfenster das Essen austeilte. Sie hatte eine grau-gr�ne Uniform und Stiefel an den blo�en F��en.

Vom Lagerf�hrer wurden wir alle gut behandelt. Die Franzosen veranstalteten Tanzabende, und die Ukrainer sangen dazu sehr sch�n.

Aus unserem Dorf waren wir drei Personen: Franziska KUBICKA, Stanislaw HANKIEWICZ und ich.

Meine erste Arbeit war als G�rtner. Ich mu�te Rasen s�en und Randsteine legen. Sp�ter arbeitete ich in der Baukolonne unter dem Meister HOFMANN, welcher die Pfeife rauchte, beim Brigadist Peter, [Dach-] Deckermeister, 63 Jahre alt. Bei uns waren noch italienische Soldaten, die gemeutert haben. Sie hatten gr�ne Umh�nge und rote M�tzen. Sie waren sehr abgemagert und verrichteten die schlimmsten Arbeiten. [...]

Es war die H�lle, Bombenanschl�ge Tag und Nacht, sowie Hunger und Not. Ein Gl�ck war es, da� es deutsche Katholiken waren, denn bei ihnen war es besser.




[1] Der Brief ist auf polnisch geschreiben, vereinzelt mit einzelnen deutschen W�rtern; er wurde freundlicherweise �bersetzt von Frau .......... Wrzsok.

[2] Diese Angabe ist eindeutig lesbar, aber offensichtlich ein Versehen. Aus einer anderen Textstelle geht hervor, da� es 1944 bzw. 1944/45 hei�en mu�.