2004 April 19 Mg verkauft Dynamit Nobel an Rockwood
Unternehmen nennen Kaufpreis von 2,25 Milliarden Euro - Auswirkungen auf den Standort Troisdorf sind noch unklar - Keine Bestandsgarantie f�r Arbeitspl�tze
Von unserem Korrespondenten Rolf Obertreis
Frankfurt/Bonn. Fr�her als erwartet hat der Frankfurter Chemie- und Anlagenbau-Konzern mg technologies einen K�ufer f�r seine bei Dynamit Nobel (DN) angesiedelte Chemiesparte gefunden. Der gr��te Teil des von Troisdorf aus verwalteten Unternehmens geht vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbeh�rden im Herbst an das wesentlich kleinere amerikanische Spezialchemie-Unternehmen Rockwood Specialities.
(Foto) In Troisdorf sind rund 150 Mitarbeiter vom Verkauf der Dynamit Nobel betroffen. Foto: Arndt
Der Kaufpreis liegt nach Angaben beider Seiten bei 2,25 Milliarden Euro und damit im Rahmen der Vorstellungen, die mg-Chef Udo Stark mehrfach ge�u�ert hat.
Vom Verkauf sind rund 7 500 der weltweit 12 300 Arbeitspl�tze bei Dynamit Nobel betroffen, davon 150 in Troisdorf. Zwar gibt es keine Bestandsgarantie, in Frankfurt h�lt man die Jobs aber f�r sicher. Schlie�lich wolle Rockwood expandieren.
Verkauft werden im Detail die Dynamit Nobel-Firmen Ceram Tec mit Sitz in Plochingen, Chemetall (Frankfurt), Sachtleben (Duisburg) und DNES mit Sitz in Troisdorf, die zusammen mit etwa 1,5 Milliarden Euro zwei Drittel des Gesamtumsatzes der mg-Tochter repr�sentieren.
Nicht betroffen von dem Gesch�ft sind die Kunststoffsparte von Dynamit Nobel (Wei�enburg) und das Chemiehandelsunternehmen Solvadis (Frankfurt). Auch da laufen die Gespr�che der mg mit Interessenten angeblich aber planm��ig.
Zum Erwerb ist das US-Unternehmen, das 2003 mit 700 Millionen Euro weniger als ein Drittel des Umsatzes von Dynamit Nobel (2,3 Milliarden Euro) erzielte, auf eine Kapitalerh�hung angewiesen. Sie wird von der US-Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts und der schweizerischen Credit Suisse First Bosten garantiert. Die Finanzierung des Gesch�ftes ist jedenfalls nach Angaben eines mg-Sprechers fest zugesagt.
Welche Folgen der Verkauf f�r die Aktiengesellschaft im allgemeinen und den Standort Troisdorf im speziellen hat, ist vorerst noch unklar. DN-Sprecher Michael K�bl auf Anfrage des General-Anzeigers: "Wir wissen noch nichts. Um �ber Auswirkungen zu sprechen, ist es noch zu fr�h." Diese Einsch�tzung wird auch bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie geteilt.
"Etwaige Folgen f�r die AG und Troisdorf sind derzeit noch nicht absehbar", sagte Bezirksleiter Rolf Erler. In Troisdorf sind sind bei DNES derzeit noch rund 80 Menschen besch�ftigt. In einer Produktionsst�tte in Leverkusen sind es 340, im fr�nkischen F�rth weitere 200 Mitarbeiter.
DNES stellt unter anderem Gefahrenchemikalien, Pharma-Vorprodukte, synthetische Duftstoffe sowie Vorprodukte f�r Pflanzenschutzmittel her. Die Dynamit Nobel Holding mit rund 70 Besch�ftigten soll nach Angaben eines mg-Sprechers ebenfalls an Rockwood gehen.
F�r mg-Chef Stark signalisiert der Verkauf einen wesentlichen Schritt bei der Neuausrichtung der mg. "Durch die Zusammenf�hrung von Dynamit Nobel und Rockwood entsteht ein weltweit f�hrendes Unternehmen f�r Spezialchemie und innovative Werkstoffe.
Der Verkauf ber�cksichtigt die Interessen aller Beteiligten, auch der Arbeitnehmer", betont Stark, der vor einem Jahr den umstrittenen mg-Chef Kajo Neukirchen abgel�st und einen radikalen Umbau der mg eingeleitet hat.
Mit dem Verkaufserl�s will Stark die Schulden abbauen und gleichzeitig durch freie Mittel in H�he von einer Milliarde Euro das eigenst�ndige Wachstum und �bernahmen finanzieren. Die ehemalige Metallgesellschaft will sich k�nftig nur noch auf den Anlagenbau konzentrieren.
Rockwood mit Sitz in Princeton im US- Bundesstaat New Jersey. wird k�nftig rund 10 000 Menschen besch�ftigen und einen Jahresumsatz von etwa 2,2 Milliarden Euro erzielen, vor allem als Zulieferer der Automobilindustrie. Die Sicherheit der Arbeitspl�tze, so hei�t es bei der mg, sei auch deshalb gew�hrleistet, weil Rockwood in Europa noch nicht vertreten sei und generell das Gesch�ft ausbauen wolle.
Wert legt man bei der mg auch darauf, dass DN nicht zerschlagen werde. Faktisch aber wird die Dynamit Nobel aufgespalten. Denn zwei weitere wichtige Unternehmen aus der Gruppe mit rund 5 000 Arbeitspl�tzen gehen an andere Eigent�mer. Damit endet eine fast 140j�hrige Geschichte von Dynamit Nobel unter einem deutschen Eigent�mer. Gegr�ndet wurde das Unternehmen 1965 als Alfred Nobel&Co in Hamburg.
Zwei Jahre sp�ter wurde das Dynamit erfunden. 1949 entstand Dynamit Nobel. Sukzessive entwickelte sich das Unternehmen zu einem Spezialchemie- und Kunststoffanbieter. 1992 wurde es von der Metallgesellschaft �bernommen.
2002 trennte sich Dynamit Nobel von seinen Urspr�ngen: Das Sprengstoff-und Munitionsgesch�ft wurde verkauft. 2003 erreichte Dynamit Nobel mit weltweit 12 300 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro, der Vorsteuer-Gewinn lag bei knapp 190 Millionen Euro.
General-anzeiger Bonn (19.04.2004)