Die Teutoburger Schlacht

von Joseph Victor von Scheffel


Als die Römer frech geworden,
zogen sie nach Deutschlands Norden,
vorne beim Trompetenschall
ritt der Generalfeldmarschall
Herr Quinctilius Varus.

Doch im Teutoburger Walde
hu, wie pfiff der Wind so kalte;
Raben flogen durch die Luft
und es war ein Moderduft
wie von Blut und Leichen.

Plötzlich aus des Waldes Duster
brachen krampfhaft die Cherusker;
mit Gott für Fürst und Vaterland
stürmten sie von Wut entbrannt
gegen die Legionen.

Weh! das ward ein großes Morden.
Sie erschlugen die Kohorten;
nur die römische Reiterei
rettete sich noch ins Frei',
denn sie war zu Pferde.

O Quinctili, armer Feldherr!
Dachtest du, dass so die Welt wär?
Er geriet in einen Sumpf,
verlor zwei Stiefel und einen Strumpf
und blieb elend stecken.

Da sprach er voll Ärgernussen
zum Centurio Titiussen:
"Kamerade, zeuch dein Schwert hervor,
und von hinten mich durchbohr,
da doch alles futsch ist."

In dem armen römischen Heere
diente auch als Volontäre
Scävola, ein Rechtskandidat,
den man schnöd gefangen hat,
wie die andern alle.

Diesem ist es schlimm ergangen;
eh' dass man ihn aufgehangen
stach man ihn durch Zung' und Herz,
nagelte ihn hinterwärts
auf sein Corpus Iuris.

Als die Waldschlacht war zu Ende,
rieb Fürst Hermann sich die Hände,
und um seinen Sieg zu weih'n,
lud er die Cherusker ein
zu 'nem großen Frühstück.

Nur in Rom war man nicht heiter,
sondern kaufte Trauerkleider.
G'rade als beim Mittagsmahl
Augustus saß im Kaisersaal,
kam die Trauerbotschaft.

Erst blieb vor jähem Schrecken
ein Stück Pfau im Halse stecken,
dann geriet er außer sich
und schrie: "Varus, Fluch auf dich!
Redde legiones!"

Sein deutscher Sklave,  Schmidt geheißen,
dacht': "Ihn soll das Mäuslein beißen,
wenn er sie je wieder kriegt,
denn wer einmal tot da liegt,
wird nicht mehr lebendig."

Und zu Ehren der Geschichten
will ein Denkmal man errichten.
Schon steht das Piedestal,
doch wer die Statue bezahl',
weiß nur Gott im Himmel.



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