Hilterfingen 1913/14

Ende September/Anfang Oktober 1913 zog die junge Familie für ein halbes Jahr in die Schweiz, in den malerischen Ort Hilterfingen am Thuner See. Die Familie des pensionierten Obersten Georges Moilliet aus Bern hatte sie quasi ins Berner Oberland gelockt: Elisabeth hatte als junges Mädchen 1905 einige Monate bei der Familie Moilliet in der Wylerstrasse 161 zugebracht, August hatte sich mit Louis, dem mittleren Sohn des Hauses, angefreundet. Mutter Gerhardt hatte das "Haus im Rosengarten" ausfindig gemacht, das der Familie Bü. in Basel gehörte - und heute noch gehört.

So brachen dann Mackes am 30. September 1913 von Bonn aus mit dem Zug in Richtung Süden auf; in Basel machten sie Station, wo August seine Mutter und seine Schwester traf, die von Kandern gekommen waren.

In Hilterfingen fanden sie "ein wahres Idyll, eine Wohnung in einem reizenden Schweizer Haus mit grossem Garten, direkt am See" - so Elisabeth in den Erinnerungen. Im nahe gelegenen Gunten wohnten die Moilliets, Louis und Helene; mit ihnen machten sie zahlreiche Ausflüge in die Umgebung: an den See und in die Berge. Wenn die Kinder der Vermieter kamen, spielten sie mit Mackes Jungen. Auch "das Städtchen" Thun gefiel Elisabeth sehr, zuweilen ging sie mit Anni, der Kinderfrau, und Walter zu Fuss dorthin zum Einkaufen.

rosengarten "Haus im Rosengarten"

"Es war ein freies, sorgenloses Leben im Häuschen am See", zumal der Spätherbst 1913 "noch voll Sonne und Wärme" war. Weihnachten wurde mit den Moilliets gefeiert; in diesen Wintertagen zogen die Mackes in die Berge zum Rodeln, August fuhr Ski. Im Januar 1914 kam Paul Klee zu Besuch, und der Plan der Tunis-Reise entstand. In den ersten Apriltagen brach August auf.

rosengarten

"Welch sorglose, glückliche, erfüllte Zeit sollte uns beiden mit den lieben Kindern dort beschert werden, paradiesisch schön, fast unwirklich ..."

Nach dem Zweiten Weltkrieg - 1948 - verbrachte Elisabeth noch einmal ein paar Wochen bei ebendieser Familie Bü., die auch in Hünibach, einem Nachbarort von Hilterfingen, ein Chalet besass. Sie wurde - "arm und abgerissen", wie sie war - von den Gastgebern neu eingekleidet.2

Ein letztes Mal kam Elisabeth 1965 in das Haus Rosengarten, auf Einladung jener Familie Bü. Bei dieser Gelegenheit traf sie im benachbarten Gunten den 90jährigen Freund Fred Tschan, der ihr lebhaft seine erste Begegnung mit August beschrieb.


1 siehe "Begegnungen", S. 38 ff.

2 a.a.O., S. 90 f.


"Macke und die Schweiz" ist der Titel einer Ausstellung des Kunstmuseums Thun, die am 26. Mai 2013 eröffnet wurde:
http://www.kunstmuseumthun.ch/de/ausstellungen/archiv/es-ist-fast-zu-schoen-hierh-am-thunersee-august-macke-und-die-schweiz-2323/ ;
anschliessend war sie in Bonner August-Macke-Haus (10.10.2013 - 19.01.2014).

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