Tacitus: Annalen

... haud procul Teutoburgensi saltu ... Dann führte Germanicus sein Heer weiter bis zur äußersten Grenze der Brukterer, und das ganze Gebiet zwischen den Flüssen AMISIA [=Ems] und LUPIA [=Lippe], nicht weit entfernt von dem Teutoburger Wald, in dem, wie es hieß, die Überreste des Varus und seiner Legionen unbegraben lagen, wurden verwüstet.

Caecina wurde vorausgeschickt, um die entlegenen Waldgebiete zu durchforschen und über das sumpfige Gelände und den trügerischen Moorboden Brücken und Dämme zu führen. Und nun betraten sie die Unglücksstätte, grässlich anzusehen und voll schrecklicher Erinnerungen. Das erste Lager des Varus wies an seinem weiten Umfang und der Absteckung des Hauptplatzes auf die Arbeit von drei Legionen hin. Dann erkannte man an dem halb eingestürzten Wall und dem niedrigen Graben, dass die schon zusammengeschmolzenen Reste sich dort gelagert hatten. Mitten im freien Feld lagen die bleichenden Gebeine zerstreut oder in Haufen, je nachdem die Leute geflohen waren oder Widerstand geleistet hatten. Dabei lagen Bruchstücke von Waffen und Pferdegerippe, zugleich fanden sich an Baumstämmen angenagelte Köpfe. In den benachbarten Hainen standen die Altäre der Barbaren, an denen sie die Tribunen und die Centurionen der ersten Rangstufe1 geschlachtet hatten.

Die Leute, die diese Niederlage überlebt hatten und der Schlacht oder der Gefangenschaft entronnen waren, erzählten, hier seien die Legaten gefallen, dort die Adler von den Feinden erbeutet worden; sie zeigten, wo Varus die erste Wunde erhalten, wo er mit seiner unseligen Rechten sich selbst den Todesstoß beigebracht habe; wo Arminius von der Tribüne herunter eine Ansprache gehalten habe, wie viele Galgen für die Gefangenen, was für Martergruben er habe herstellen lassen, wie er die Feldzeichen und Adler übermütig verhöhnt habe.

1 ein solcher war auch Marcus CAELIUS - siehe dessen Grabstein in Bonn

Arminius [...] dolo propinquorum cecidit: liberator haud dubie Germaniae. [...] proeliis ambiguus, bello non victus. septem et triginta annos vitae, duodecim potentiae explevit, canitur adhuc barbaras apud gentes [...] Arminius fiel durch die Hinterlist seiner Verwandten: Unstreitig war er der Befreier Germaniens, in den einzelnen Schlachten nicht immer erfolgreich, im Kriege unbesiegt. Er wurde 37 Jahre alt, zw�lf Jahre hatte er die Macht in H�nden, und noch immer besingt man ihn bei den barbarischen V�lkern.

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